Tech-Unternehmen befinden sich weiterhin auf der Überholspur

Im Zeitalter der Digitalisierung haben sich auch neue weltweite Leitbetriebe entwickelt. Galten in früheren Zeiten meist international vernetzte Industriebetriebe oder Energieunternehmen als die Big Player, so haben Tech-Unternehmen in den vergangenen Jahren stark aufgeholt und klopfen – was den jährlichen Umsatz anbelangt – bereits an den globalen Top-10 an. Doch was macht genau den Erfolg von Google, Amazon und Co. aus?
Wirft man einen genaueren Blick auf die globalen Player, so sieht man, dass die Nummer eins beim Umsatz aus den USA kommt. Der US-Einzelhändler Walmart erwirtschaftete 2019 einen Jahresumsatz von 514,405 Milliarden Dollar. Auf den weiteren Rängen folgte die Phalanx aus Energieunternehmen: die chinesische Sinopec Group mit 414,649 Milliarden Dollar, die niederländische Royal Dutch Shell mit 396,556 Milliarden Dollar, China National Petroleum mit 392,976 Milliarden Dollar, die ebenfalls chinesische State Grid Corporation mit 387,056 Milliarden Dollar, die saudi-arabische Saudi Aramco mit 355,905 Milliarden Dollar, die britische BP mit 303,738 Milliarden Dollar und die US-amerikanische Exxon Mobil mit 290,212 Milliarden Dollar. Dahinter rangierten mit Volkswagen (278,341 Milliarden Dollar) und Toyota Motor (272,612 Milliarden Dollar) zwei Autobauer. Auf dem 11. Platz folgte mit Apple das erste IT-Unternehmen mit 265,595 Milliarden Dollar, Amazon kam auf Rang 13 mit 232,887 Milliarden Dollar und die Google-Mutter Alphabet rangierte auf Platz 37 mit 136,819 Milliarden Dollar. Bekannte Tech-Unternehmen wie Microsoft (Rang 60, 110,360 Milliarden Dollar), Facebook (70,7 Milliarden Dollar) und Netflix (20,16 Milliarden Dollar) wirken da auf den ersten Blick schon etwas abgeschlagen.
Tech-Unternehmen bei der Marktkapitalisierung regelmäßig in den Top-10

Sieht man sich jedoch die Marktkapitalisierung der Unternehmen genauer an, so wird relativ schnell klar, dass IT- bzw. Tech-Unternehmen zwar nicht die Topposition einnehmen, sich aber in den Top-10 spürbar festsetzen konnten. Bedingt durch den Börsengang im Dezember 2019 nahm Saudi-Arabiens staatlicher Ölkonzern Saudi Aramco laut dem Marktkapitalisierungs-Ranking der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY für das Jahr 2019 mit 1,9 Billionen Dollar den Spitzenplatz ein. Dahinter rangierte mit Apple das erste Unternehmen aus der IT-Branche. Die Marktkapitalisierung bei der Erstellung des Rankings lag bei 1,3 Billionen Euro. Mit 1,2 Billionen Euro konnte der Technologiekonzern Microsoft knapp dahinter den dritten Platz erringen. Auf Rang vier folgte die Google-Mutter Alphabet mit einer Marktkapitalisierung von 939 Milliarden Dollar. Amazon verlor 2019 zwar zwei Plätze und rutschte auf Platz fünf, der Börsenwert von 926,5 Milliarden Dollar kann sich natürlich trotzdem sehen lassen. Facebook hingegen verbesserte sich um einen Rang und nahm mit 592,6 Milliarden Dollar den sechsten Platz ein. Mit 580,5 Milliarden Euro knapp dahinter konnte sich der chinesische E-Commerce-Gigant Alibaba ebenfalls in den Top-10 behaupten.
Man sucht nicht, man „googelt“

Doch worin liegt genau der Erfolg der Tech-Unternehmen, die ihren Erfolg vor allem den vielfältigen Möglichkeiten des Internetzeitalters schulden? Wer im World Wide Web nach Informationen sucht, „googelt“ diese im Normalfall. Damit ist der Erfolg des 1998 gegründeten Unternehmens schon grob umrissen. Obwohl es schon zuvor Suchmaschinen gegeben hatte, konnte Google diesen relativ rasch den Thron streitig machen. Ausschlaggebend dafür war die Strategie der Unternehmensgründer Larry Page und Sergey Brin, die von Anfang an statt eines redaktionell gepflegten Web-Katalogs auf eine smarte Suchmaschine setzten. Die Relevanz von einzelnen Webseiten zeigt sich demnach, wie oft auf sie verlinkt wird („Page Rank“). Doch das war nur der Anfang, in der Gegenwart fließen viele hunderte Faktoren in den sogenannten Google-Algorithmus ein. Die steigende Nachfrage von Seiten der User ließen die Google-Gründer relativ rasch erkennen, wie sich mit der Suchmaschine Geld verdienen lässt – nämlich mit Anzeigen im Umfeld der Treffer, die dazu passen, wonach der Nutzer sucht. Die Zahlung durch den Werbetreibenden muss erst dann getätigt werden, wenn der User auch tatsächlich auf die Anzeige klickt, der konkrete Preis wird von Google per Aktion festgelegt. Obwohl es sich oftmals um Kleinst- und Kleinbeträge handelt, füllt in diesem Fall schlichtweg die Masse die Kasse. Das zeigt auch der Umsatz der Google-Mutter Alphabet von 136,819 Milliarden Dollar im Jahr 2019.
Fokus auf Personal und Server macht sich bezahlt

Am Ende der 1990er-Jahre war dieser Erfolg natürlich noch nicht absehbar. Obwohl die ersten Aktivitäten der beiden Google-Gründer durchaus Anklang fanden, waren viele Unternehmen nicht bereit, Google zu übernehmen. Die Wende kam dann im Jahr 2000. Von diesem Zeitpunkt an ist Google für vier Jahre die Suchmaschine des Portals Yahoo. Die damals gut bezahlte Arbeit für Yahoo brachte Larry Page und Sergey Brin den Durchbruch. An der damals stark frequentierten Yahoo-Seite partizipierte Google in besonderer Art und Weise. So kam es, dass von 2000 bis 2003 die Anzahl der täglichen Suchanzeigen von 100 auf 200 Millionen stieg. Google investierte damals stark in Personal und Server, da auch zunehmend Konkurrenzunternehmen auf den Plan traten. Parallel dazu wurde der Suchalgorithmus mit großem Aufwand weiterentwickelt. Gerade der Fokus auf die Hardware und die Serverinfrastruktur sorgte dafür, dass Google trotz immer steigender Suchanfragen meist innerhalb einer halben Sekunde eine Antwort bereithielt. Die technische Überlegenheit und der Fokus auf die Finanzierung durch Werbung ließ den Mitbewerb immer mehr verzweifeln, Yahoo und Co. spielten in den Folgejahren keine relevante Rolle mehr. Diese Marktstärke hat sich bis in die Gegenwart gehalten: Im April 2020 war Google mit einem Marktanteil von 67,83 Prozent Marktführer im Desktop-Suchmaschinen-Markt. Mit Respektabstand folgte die Suchmaschine Bing mit einem Marktanteil von rund 14,47 Prozent. Auch im mobilen Suchmaschinen-Markt lag Google mit einem Marktanteil von 95,16 Prozent in Front, gefolgt von der chinesischen Suchmaschine Baidu mit 2,66 Prozent. Im deutschen Suchmaschinen-Markt ist Google ebenfalls das Maß der Dinge: Der Marktanteil bei der Desktop-Suche lag im April 2020 bei 86 Prozent, jener bei der mobilen Suche sogar bei rund 98 Prozent.
Amazon mit drei Säulen zum Erfolg

Der Erfolg des 1994 gegründeten Internet-Versandhändlers Amazon beruht ihrem Gründer Jeff Bezos zufolge auf drei Säulen. Eine von ihnen ist das Kaufabonnement Prime, das Kunden schnellere Lieferungen und den Zugriff auf die Film- und Musikdatenbank von Amazon ermöglicht. Eine zweite wesentliche Säule sind die Amazon Web Services (AWS). Viele renommierte Unternehmen vertrauen ihre digitalen Prozesse Amazon-Servern an. Die angebotenen Serverdienstleistungen tragen zu mehr als der Hälfte des Amazon-Umsatzes bei. Gerade in diesem Segment sind neben dem Internet-Versandhändler auch bekannte und vermeintlich technisch versiertere Unternehmen wie IBM, Google und Microsoft tätig. Trotz dieser starken Konkurrenz kommt Amazon auf rund 30 Prozent Markanteil und damit auf fast dreimal so viel wie der Zweiplatzierte Microsoft. Und last, but not least ist der Marketplace die dritte tragende Säule. Damit ist ein Handelsplatz gemeint, auf dem Händler ihre Waren über die Amazon-Webseite anbieten.
Warenhandel über das Internet boomt

Der Siegeszug von Amazon, Ebay und anderen Firmen hat mit dem Aufkommen von E-Commerce, also dem Handel mit Waren über das Internet, seinen Anfang genommen. Im Jahr 2000 wurden in Deutschland im B2C- und somit im Endkundensegment 1,3 Milliarden Euro umgesetzt. Dieser Wert ist in den Folgejahren stetig gestiegen, 2007 waren es bereits 10,4 Milliarden Euro und 2010 schon 20,2 Milliarden Euro. 2018 konnte die 50-Milliarden-Grenze übersprungen werden und es standen 53,3 Milliarden Euro zu Buche. 2019 schlussendlich ist der Wert auf fast 58 Milliarden Euro gestiegen. Wenig überraschend wird das Ranking im E-Commerce in Deutschland vom Internet-Versandhändler Amazon angeführt. 2018 konnte das Unternehmen in Deutschland einen Jahresumsatz von 9,28 Milliarden Euro erwirtschaften. Mit deutlichem Respektabstand folgten Otto mit 3,2 Milliarden Euro und Zalando mit 1,44 Milliarden Euro. Einer Statista-Umfrage zufolge haben 45 Prozent der befragten Online-Shopper angegeben, mehrfach pro Monat die Amazon-Plattform für Bestellungen im Internet zu nutzen. Im Durchschnitt tätigten deutsche Amazon-Kunden 41 Online-Käufe im Jahr 2017 – Tendenz steigend.
Soziale Netzwerke und der Durchbruch von Facebook

Aber auch den sozialen Umgang miteinander hat das Internet verändert – Stichwort soziale Netzwerke. Diese gibt es sowohl im Privat- als auch im Geschäftssegment und sie dienen dazu, rasch und unkompliziert mit anderen in Kontakt zu treten. Das bekannteste unter ihnen ist wohl Facebook („Jahrbuch“), eine Entwicklung des damaligen Harvard-Studenten Mark Zuckerberg, der gemeinsam mit drei Freunden 2004 eine Seite unter dem Motto „Facebook – eine offene und vernetzte Welt“ online gestellt hat. Diese richtete sich bei der Gründung zunächst ausschließlich an Harvard-Studenten. Doch Facebook fand innerhalb rascher Zeit so viel Anklang, dass Mark Zuckerberg seine Seite auch für anderen Universitäten zur Verfügung stellte. Der Zuspruch ebbte nicht ab und bereits Ende 2005 hatte Facebook sechs Millionen Nutzer. Die Seite wurde in der Folge weiter überarbeitet und beispielsweise Anwendungen von Drittanbietern ermöglicht. Ab 2007 konnten neben User-Accounts auch Fan-Seiten erstellt werden, die von Administratoren verwaltet werden. Zwei Jahre später gab es auf der Facebook-Seite große Veränderungen. Neben einer neuen Startseite wurde auch der bekannte „Like“-Button eingeführt. 2012 erfolgte dann der Gang an die Börse, die Aktie ist aber seitdem – auch aufgrund zahlreicher Datenschutzbedenken – einem steten Auf und Ab unterworfen, was natürlich auch auf die Marktkapitalisierung durchschlägt. Das Jahr 2014 stand dann ganz im Zeichen von Zukäufen. So wurden unter anderem der Messenger-Dienst WhatsApp für rund 19 Milliarden Dollar und wenig später Oculus VR für rund 400 Millionen Dollar plus Facebook-Aktien im Wert von 1,6 Milliarden Dollar übernommen. Seit 2016 hat Mark Zuckerberg immer wieder größere Aktienpakete von Facebook veräußert. Allerdings haben diverse Skandale dazu geführt, dass das Unternehmen stark an Wert verloren hat. Aus diesem Grund hat der Facebook-Gründer den Aktienverkauf auch gestoppt. Da es beim Technologieunternehmen wie auch bei anderen Konzernen Aktien zweier verschiedener Klassen gibt, mit denen unterschiedliche Stimmrechte verbunden sind, ergab sich Anfang 2019 die Situation, dass Mark Zuckerberg mit lediglich 15 Prozent der Aktien über 60 Prozent der Stimmrechte auf sich vereinte. Zudem besetzt er die Funktionen als Chairman und CEO und ist damit für die Gesamtausrichtung und die Produktstrategie maßgeblich verantwortlich.
Von der Videothek zum Streaming

Seit der Installation von „schnellen“ Internetleitungen boomt auch das Streaming von Filmen, Serien, Sportveranstaltungen und anderen Sendeformaten. Ein bedeutender Player auf dem Markt ist die 1997 gegründete US-Firma Netflix Inc. Zunächst als Online-Videothek tätig, die sich mit dem Versand von Filmen auf DVD und Blu-ray an Abonnenten befasste, stieg Netflix 2007 in das Geschäft mit Video-on-Demand ein und begann damit seine Streaming-Aktivitäten. Die Zahl der Film- und Fernsehsendungen nahm kontinuierlich zu und erreichte bis März 2020 einige Tausend. Bis April 2020 hat Netflix seit seiner Unternehmensgründung über 182 Millionen Abonnements abgeschlossen, davon 69 Millionen in den USA. Bis 2010 konnte man den Streamingdienst ausschließlich in den Vereinigten Staaten nutzen, 2012 erfolgte die Expansion nach Europa und seit 2014 können auch Kunden in Deutschland Netflix verwenden. Zwischen den beiden IT-Größen Netflix und Amazon besteht übrigens eine Verbindung, denn der US-Streaminganbieter nutzt für seine IT-Infrastruktur Amazon Web Services, die Masterkopien der Filme werden auf Amazon-S3-Servern gespeichert.
Die Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts

Dass Tech-Unternehmen auch für das Jahr 2020 und darüber hinaus eine sehr positive Entwicklung vorausgesagt wird, überrascht nicht wirklich. So werden Daten weiterhin eine zentrale Rolle im Geschäftsumfeld spielen. Durch die weiter zunehmende Digitalisierung bzw. die digitale Transformation sowie das Internet of Things (IoT) wächst das täglich produzierte Datenvolumen weiterhin stark. Mit dem Wachstum der Datenmengen steigt auch der Wert der Daten exponenziell an. Gerade für Unternehmen sind die Erkenntnisse, die aus den gesammelten Daten gewonnen werden, essenziell. Big-Data-Analysen sind eine die Konsequenz daraus. Die professionelle Datenerhebung und -auswertung bleiben auch in nächster Zukunft die tragenden Säulen der sogenannten digitalen Transformation. Neben Big-Data und den damit in Verbindung stehenden Analysen bildet die Künstliche Intelligenz (KI) einen Schwerpunkt. KI-Tools wie zum Beispiel Machine Learning stehen in engem Zusammenhang mit den Datenanalysen. Diese helfen Unternehmen bei der Identifikation von Mustern und tragen dazu bei, Erkenntnisse aus dem großen Pool an Daten herauszufiltern. Diese Technologien sind mitentscheidend für eine umfangreiche und innovative Datenanalyse und werden folgende Faktoren, die jeder Datenanalyse zugrunde liegen, positiv beeinflussen: Einfachheit, Geschwindigkeit und Skalierbarkeit. Ein weiterer Trend liegt in der Blockchain-Technologie. Hierbei handelt es sich um ein dezentrales und verteiltes Register, das abgewickelte Geschäftstransaktionen in Blöcken speichert. Alle verifizierten Blöcke werden im Anschluss in einer Kette angeordnet und an das Netzwerk verteilt. Das Ergebnis ist die Bildung einer Blockkette, also der Blockchain. Das derzeit bekanntestes Anwendungsgebiet von Blockchain sind neben der Bitcoin-Währung sogenannte „Smart Contracts“, die Wenn-Dann-Regeln beinhalten. Wird also eine im Vertrag festgelegte Bedingung erfüllt, werden weitere im Vertrag festgelegte Aktivitäten automatisch ausgeführt. Alle Vertragspartner werden in Echtzeit über diese Statusänderungen informiert. Zudem fungiert das aktuell sich manifestierende 5G-Netz als Beschleuniger für das Internet of Things (IoT). Experten erwarten, dass die erhöhte Netzwerkflexibilität in Kombination mit der Integration von Künstlicher Intelligenz die Machine-to-Machine-Kommunikation auf eine neue Ebene heben wird. Bereits für 2021 rechnet das Beratungsunternehmen Gartner, dass weltweit mehr als 20 Milliarden Geräte an das IoT angeschlossen sein werden. Beste Voraussetzungen also für Tech-Unternehmen, ihre weltweit starke Position noch weiter auszubauen.